Was passiert, wenn man die bekannteste Liebesgeschichte der Weltliteratur mit der Fantasie, Sprache und Haltung junger Menschen von heute kombiniert? Genau fanden unsere Trainerinnen Asisa Hafez und Patricia Flür am Sonderpädagogischen Förderzentrum München-Süd heraus – und sie wurden überrascht, berührt und begeistert.
Improvisation mit eigenen Geschichten
Gestartet wurde ganz im Sinne der Improvisation: frei, offen, spielerisch. Die Jugendlichen durften selbst wählen, welche Rollen sie übernehmen wollten – und daraus entstanden ganz eigene Figuren mit ganz eigenen Geschichten. Eines Tages kam eine Schülerin mit einem klaren Wunsch: „Ich möchte Julia sein.“ Gesagt, getan – Asisa und Patricia zeigten ihr verschiedene Monologe. Und plötzlich war sie mittendrin: Sie verstand intuitiv, worum es bei Julia geht – um Sehnsucht, Mut, Selbstbehauptung. Und sie schrieb einen eigenen Monolog, in ihrer Sprache, in ihrer Welt – eine Julia von heute.

Geht das auch mit Happy End?
Der Funke sprang über. Die ganze Gruppe tauchte ein in die Geschichte von „Romeo und Julia“. Es ging um Streit und Feindschaft, um Täuschung, Flucht – und natürlich um die große Liebe. Aber beim Ende hakte es. Eine klassische Tragödie? Keine*r hatte Lust darauf. Stattdessen hieß es: „Wir wollen ein Happy End!“ Und wie dieses aussah, bestimmten die Jugendlichen selbst: Romeo und Julia überleben, fliehen gemeinsam in die Türkei – und führen dort ein glückliches Leben.
So entstand eine eigene Version des Stücks. Mit Musik, Party und einem selbstgewählten Ende. Die Aufführung vor den älteren Schüler*innen war ein Fest der Emotionen: schüchtern, verlegen, mutig und voller Stolz spielten die Jugendlichen ihr Stück – und wuchsen dabei über sich hinaus. Der Applaus war lang, das Feedback herzlich – und in den Gesichtern der Spielenden konnte man sehen: Diese Erfahrung hat etwas verändert.
Die Jugendlichen waren nach der Performance „ein gutes Stück größer und mutiger“, wie Asisa es beschreibt. Am liebsten wären sie direkt auf Tournee gegangen – und ganz ehrlich: Wir hätten ihnen gerne sofort den Tourbus organisiert.
Einmal mehr hat Impro gezeigt, was in ihr steckt: Selbstermächtigung, Zugehörigkeit, Ausdruck – und die Freiheit, Geschichten neu zu erzählen. Auf eigene Weise. In eigener Sprache. Mit einem Ende, das Mut macht.
