Rassismus gehört (leider) zum Schulalltag. Und damit auch zu unserem. Am 6. Mai haben wir uns im Rahmen eines Trainer*innen-Treffens mit einem Thema auseinandergesetzt, das unbequem, herausfordernd – und gleichzeitig unverzichtbar ist: Rassismuskritische Pädagogik. Gemeinsam mit Jogi Scheurer von der SchlaU-Werkstatt sind wir eingetaucht in einen Lernraum, der Mut, Selbstreflexion und Offenheit verlangt hat. Und genau deshalb so wichtig war.
Warum das für uns nicht „nice to have“, sondern ein Muss ist
Wer mit Kindern und Jugendlichen arbeitet, begegnet auch der Realität, in der sie aufwachsen: Rassistische Sprüche auf dem Pausenhof, Alltagsdiskriminierung im Sprachgebrauch, strukturelle Benachteiligung – das ist kein Ausnahmefall, sondern für viele Schüler*innen tägliche Erfahrung.
Gerade in Mittelschulen, Übergangsklassen und in Kontexten mit hoher Diversität, in denen wir Improvisationstheater unterrichten, sind die Themen Zugehörigkeit, Sprache, Macht und Ausgrenzung allgegenwärtig. Impro kann ein sicherer Raum sein – aber kein „Safe Space“, wenn wir nicht auch den Mut haben, die unangenehmen Fragen zu stellen.
Improvisationstheater ist kein Eskapismus
Impro ist kein Wohlfühlprogramm mit Albernheits-Garantie. Impro heißt zuhören, reagieren, Verantwortung übernehmen – im Spiel und im echten Leben. Es geht um Sichtbarkeit, um Stimme, um Selbstwirksamkeit. All das kann nur wachsen, wenn wir gleichzeitig Rassismus erkennen, benennen und bewusst dagegen arbeiten.
Deshalb bilden wir uns weiter. Nicht, weil wir schon alles richtig machen. Sondern weil wir es besser machen wollen.
Was wir gelernt haben
Jogi Scheurer hat uns in seinem Workshop mitgenommen auf eine Reise durch die Geschichte, die Gegenwart – und die Strukturen von Rassismus. Wir haben über Kolonialgeschichte, „Othering“, Racial Bias und institutionelle Diskriminierung gesprochen. Über Machtverhältnisse in Sprache. Über die psychischen Folgen von Rassismuserfahrungen. Über Privilegien – auch unsere eigenen.
Und vor allem: Wir haben erkannt, wie zentral Empowerment, Allyship und eine rassismuskritische Haltung in der pädagogischen Arbeit sind. Nicht als „Modethema“, sondern als Grundhaltung, wenn wir die Gesellschaft von morgen mitgestalten wollen.
Haltung ist kein Workshop. Es ist ein Prozess.
Wir sehen uns als Teil einer Bewegung für mehr Chancengleichheit, Teilhabe und Demokratiebildung. Impro macht Schule e.V. steht für eine pädagogische Praxis, die nicht wegsieht – sondern hinschaut, hinhört und handelt.
Denn: Wer diskriminierendes Verhalten unkommentiert lässt, gibt ihm Raum. Und wer privilegiert ist, kann nicht neutral sein – sondern hat Verantwortung.
Unsere Vision: Eine Schule für alle. Eine Bühne für alle.
Wir wollen, dass Improvisationstheater in Schulen nicht nur Selbstbewusstsein fördert, sondern auch Bewusstsein – für die eigenen Privilegien, für die Perspektiven anderer, für gesellschaftliche Zusammenhänge. Wir wollen, dass unsere Schüler*innen erfahren: Du wirst gesehen. Du wirst gehört. Du bist nicht allein.
Deshalb arbeiten wir daran, unsere Inhalte, Methoden und Haltung kontinuierlich weiterzuentwickeln – und freuen uns, dass wir mit so engagierten, neugierigen und reflektierten Trainer*innen unterwegs sind.
Danke, Jogi, für die Impulse. Danke an alle, die mitdenken, mitlernen, mitverändern.