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Heldenreise trifft Improvisation

Improvisation lebt vom Moment. Von Mut. Von Spielfreude. Und genau das haben wir an unserem zweitägigen Trainerfortbildungswochenende gespürt. Es waren zwei Tage voller Entdeckungen, Austausch und inspirierender Erkenntnisse – aber vor allem: voller Spiel!

Wir haben uns unter Anleitung unserer Trainerin Sophie Hechler intensiv mit der Heldenreise als Erzählstruktur, den Grundlagen der Improvisation und dem Wo-Wer-Was als Fundament für lebendige Szenen beschäftigt. Dabei tauchten wir nicht nur in Methoden für den Unterricht ein, sondern stellten uns auch unseren eigenen Ängsten als Impro-Spieler*innen. Denn seien wir ehrlich: Impro kann manchmal ganz schön herausfordernd sein – und genau deshalb ist es so wertvoll.

Die Heldenreise als Fundament

Alles begann mit einem roten Faden: der Heldenreise. Was macht eine Geschichte spannend? Welche Elemente sind in der Kurz- und Langform unverzichtbar? Und vor allem: Wo begegnet uns die Heldenreise im Alltag?

Schnell wurde klar, dass die Heldenreise nicht nur ein Erzählprinzip ist, sondern sich in fast allem wiederfindet – von kleinen Alltagssituationen bis zu großen Lebensentscheidungen. Und genau deshalb ist sie so ein wertvolles Werkzeug, um Geschichten spannend und nachvollziehbar zu gestalten. Besonders intensiv haben wir uns mit der Frage beschäftigt, wie wir diese Struktur unseren Schüler*innen vermitteln können. Wie lässt sie sich in Impro-Szenen integrieren, ohne dass sie steif oder vorhersehbar wird? Genau damit haben wir uns auseinandergesetzt – und natürlich auch gespielt.

Improvisation und die Angst davor: Warum uns Struktur hilft

Improvisation bedeutet Freiheit – und genau das kann beängstigend sein. Wir haben uns gefragt, welche Ängste uns als Impro-Spieler*innen und Trainer*innen begleiten und wie wir sie überwinden können. Immer wieder kamen dabei Gedanken auf wie: „Was, wenn mir nichts einfällt?“, „Was, wenn ich scheitere?“, „Was, wenn die Kinder nicht mitmachen?“

Um Antworten darauf zu finden, haben wir uns intensiv mit den drei großen W-Fragen des Impros beschäftigt: Wo spielt unsere Szene? Wer ist die Figur, die wir verkörpern? Und was passiert eigentlich?

Das „Wo“ – Räume erschaffen und sichtbar machen

Eine Szene braucht einen Ort. Doch wie erschaffen wir einen Raum, ohne Bühnenbild oder Requisiten? In mehreren Übungen haben wir ausprobiert, wie sich eine Welt allein durch Sprache, Körper und Bewegung erschaffen lässt. Beim Scene-Painting haben wir mit klaren Beschreibungen Räume entstehen lassen, während wir beim pantomimischen Arbeiten mit Gestik und Mimik gearbeitet haben. Besonders spannend war die Frage, wie wir diese Techniken in den Unterricht übertragen können.

Eine zentrale Erkenntnis war, dass es oft hilft, sich Zeit zu nehmen. Statt hektisch loszulegen, können wir bewusst einen Raum entstehen lassen – das gibt nicht nur uns, sondern auch dem Publikum Orientierung.

Das „Wer“ – Charaktere lebendig machen

Jede Geschichte lebt von ihren Figuren. Doch wie erschaffen wir Charaktere, die nicht einfach nur lustig oder übertrieben wirken, sondern echt und spannend sind?

Wir haben mit zwei verschiedenen Ansätzen experimentiert. Beim ersten Ansatz ging es darum, eine Figur von innen heraus zu entwickeln. Wie verändert sich unsere Körperhaltung, Stimme und Mimik, wenn wir uns emotional in eine Figur hineinversetzen? Beim zweiten Ansatz haben wir von außen nach innen gearbeitet und geschaut, wie äußere Impulse – Haltung, Tempo, Stimme – dabei helfen können, eine Figur zu formen.

Besonders spannend war die Erkenntnis, dass weniger oft mehr ist. Manchmal reicht schon eine kleine Veränderung in der Körperhaltung oder eine andere Sprechweise, um eine Figur glaubhaft und einzigartig zu machen.

Das „Was“ – Handlung, Pausen und Zug um Zug

Was passiert eigentlich in einer Szene? Wie entsteht eine Geschichte, ohne dass sie konstruiert wirkt? Hier haben wir uns mit der Balance zwischen Aktion und Pause auseinandergesetzt. Wann braucht es Bewegung, wann reicht ein Blick? Wie können wir bewusst mit Zug um Zug arbeiten, um nicht in Aktionismus zu verfallen, sondern das, was schon in der Szene da ist, bewusst weiterzuentwickeln?

Eine der wichtigsten Erkenntnisse war, dass Pausen kraftvoller sein können als Worte. Manchmal genügt ein Moment des Stillstands, um eine Szene intensiv und bedeutsam wirken zu lassen.

Der Abschluss: Kleine Heldenreise, große Inspiration

Am Ende des Wochenendes sind wir noch einmal tief in die Heldenreise eingetaucht. Wir haben gemeinsam eine Ja-und-Geschichte entwickelt – eine Methode, die sich leicht in den Unterricht integrieren lässt und von einer einfachen Übung bis hin zu einem großen Schulprojekt wachsen kann.

Was bleibt nach diesem Wochenende? Die Erkenntnis, dass Impro nicht Perfektion bedeutet, sondern das Spielen mit dem, was da ist. Der Wunsch, noch mehr Impro zu machen – miteinander, mit den Schüler*innen, mit allen, die Lust darauf haben. Und die Bestätigung, dass Improvisation nicht nur eine Technik, sondern eine Lebenseinstellung ist.

Wir haben viel gelernt – über Impro, über unsere Schüler*innen und über uns selbst. Und vor allem wissen wir jetzt noch mehr: Impro tut uns gut. Und genau das wollen wir weitergeben.